Erinnerungen bleiben – Dinge gehen

Hallo Ihr Lieben,

es ist ein komisches Gefühl…etwas, das man schon lange kennt, das einem vertraut ist, loslassen zu müssen. Dieses Loslassen ist nicht das Loslassen, das von innen kommt, weil es ein Herzenswunsch ist, sondern weil sich äußerliche Dinge verändern.

Wir geben den Gegenständen, die uns umgeben und den Dingen, die wir haben, Ihre Bedeutung. Ich mag es, etwas anzuschauen und mich an einen Menschen oder eine Begegnung zu erinnern. Es ist, als wäre die positive Energie, die mir zum Beispiel eine Freundin gibt, indem sie mir ein Geschenk macht, dann stets um mich und ich weiß, sie ist bei mir, auch wenn ich sie nicht immer sehen kann.

Ich muss mich gerade jetzt von einigem lösen. Vielleicht geht es Euch ja auch so?

Es ist nicht schwer, Dinge loszulassen, aber wir glauben, wir würden damit auch die Erinnerungen verlieren oder sie würden verblassen wie alte Fotos, die zu lange in der Sonne gelegen haben.

Es fühlt sich wirklich merkwürdig an, daran zu denken, dass in ein paar Monaten das Haus, in dem ich meine Kindheit verbracht habe, abgerissen wird. Nicht, dass dieses Haus noch besonders wichtig gewesen wäre, aber es war einfach da. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich noch hineingehen und durch die leeren Zimmer gehen können. Wenn es fort ist, besteht es nur noch in meinen Erinnerungen weiter. Das Ticken und der Gong der alten Uhr im Wohnzimmer, das Knarren des Bodens, Geräusche aus dem Stall, der Geruch nach frischer Milch.

Das Gleiche erlebe ich jetzt mit meinem Auto. Meine Kinder sassen darin als Baby im Kindersitz, die Fahrten zu geliebten Menschen, kleine Abenteuer, die wir erlebten – auch das wird bald nur noch in meinen Gedanken existieren.

Meine Wege werden sich ändern, die Menschen, mit denen ich den größten Teil meines Tages verbringe, auch.

Zum Herbst, der Zeit, in der man sich eigentlich zurückziehen, zur Ruhe kommen möchte, reflektieren möchte und Rückschau halten, passt das doch eigentlich gar nicht – oder?

Vielleicht fallen einfach mehrere Dinge zusammen, weil es so leichter ist, loszulassen, etwas gehen zu lassen. Die Vergangenheit verliert an Gewicht, was war ist nur noch von Bedeutung, weil es die Gegenwart erschaffen hat und in ihr weiter wirkt.

Ich glaube, es ist manchmal einfacher, sich von etwas zu trennen, wenn damit auch gleich eine aktive Handlung verbunden ist. Wenn ich etwas loslasse, brauche ich vielleicht ein Symbol dafür, etwas, das diesen Schritt unterstreicht, ihn auch für meine Gefühle besser annehmbar macht.

Wenn ich mich bewusst mit einem kleinen Ritual, das nur für mich selbst Bedeutung hat, verabschiede, gelingt der Abschluss dessen, von dem ich mich trenne, besser.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Danke sagen, ein Brief zum Abschied oder noch einmal an alles Gute denken, hilft, sich zu lösen.

Nichts bleibt für immer gleich, denn das Leben bedeutet Veränderung. Ich habe mich dafür entschieden, die Veränderung in mein Leben einzuladen, mich immer wieder aufs Neue darauf einzulassen. Es kann auch eine Befreiung sein, sich von Altem zu trennen. Natürlich fällt mir das auch nicht immer leicht, aber ich übe mich im Kleinen darin, indem ich Sachen hergebe, die an Bedeutung verloren haben, indem ich Ordnung schaffe in meinem Zuhause.

Dort, wo ich noch schwer loslassen kann, hänge ich noch zu sehr an Erinnerungen, die ich nicht verlieren will.

Wenn ich mir aber klar mache, dass erst meine Gefühle den Gegenstand zu dem machen, was er ist, dann kann ich mich auch dafür entscheiden, diese Gefühle losgelöst davon zu empfinden.

Ich lasse alles, was gehen möchte, in Frieden und Dankbarkeit gehen. Damit begebe ich mich wieder in den natürlichen Fluss des Lebens, denn nur, wo Freiraum für Neues ist, lade ich auch tatsächlich neue Energie, neue Menschen und neue Erfahrungen in mein Leben ein.

Alles (ist) Liebe

Eure Ashanar